Forschungsbericht der TSC Outdoor Forschungsgruppe "Down-Hill"

"Draußen ist doof!" lautet ein Werbespruch eines neu auf den Markt drängenden Pay-TV Anbieters, der damit die Volksgesundheit verbessern möchte, indem er seine Kundschaft vor den Fernseher bindet und somit sicherlich die Gefahr minimiert, dass eben diesen zeitgleich LKWs die Schuhgröße modifizieren oder Klaviere auf den Kopf fallen. Da jedoch dieser Ausspruch durchaus konträr zu Verlautbarungen anderer nicht minder gewichtiger Organisationen wie dem AOK Ortsverein Bieberach and Riss West ("Wer tut sich da erquicken hinter diesen Wicken?") oder wie der Eckkneipe "Zum Anker" Kaistraße, Kiel ("Komm mal mit raus, da kannste was erleben!") steht, wurde im TSC beschlossen, eine Outdoor Forschungsgruppe "Down-Hill" zu gründen, um dem Problem auf den Grund zu gehen.

Zunächst wurde eine ausführliche Analyse der Umgebungsparameter durchgeführt. Hierzu wurden meteorologische Bewertungen in den Vordergrund gestellt. Nach einer intensiven Datenanalyse unter Zuhilfenahme von modernstem Gerät (wie der TSC-Wetterstation oder dem High-End Beoabachtungsposten "Fürstenterasse") war man sich einig: Das Wetter ist mies; grau in grau ziehen die Wolken über den vereinsamten Steg. Das Wasser ist zu kalt fürs Lasern und zu flüssig fürs Eissegeln. Und man muss schon ein eingefleischter Idealist sein, um bei diesen äußeren Rahmenbedingungen auf die fußkalte Idee zu kommen, sein Unterwasserschiff zu schleifen, seinen Ölkreiskühler umzuschweißen oder sein Teakdeck mit einem Kollektiv Kochtopfschwämme zu reinigen. (Oder eben alles zusammen, was dem Begriff Masochismus ganz neue ungeahnte Möglichkeiten eröffnet.).

Hinzukommend wurde eine Situationsanalyse der jüngeren Vergangenheit durchgeführt und hierbei ergab sich, dass um die Zeit des Jahreswechsels durchaus Unregelmäßigkeiten im Verhalten der durchschnittlichen TSC Population aufgetreten waren, die sich primär nicht ad-hoc erklären ließen. Zunächst war da die Sache mit dem Lasso. Lasso? Wieso Lasso? Wieso saß Bobby auf einem Hocker und schwang lachend einen Strick über seinen Kopf? Und warum verschenkte Hilmar andauernd astronomische Objekte, und gab diesen zuvor auch noch Namen, die so gar nicht mit den kosmologischen Bestimmungsbüchern übereinstimmten? (Würde die wissenschaftliche Welt auf Hilmar Heene hören, müsste in der neuen Ausgabe der Annals of astronomical nomenclature die Bezeichnung für unseren Richtung weisenden Polarstern in "Katherina" modifiziert werden und aus dem wohlbekannten Alpha-Centauri würde schon fast ketzerisch "Sandra". Glücklicherweise, sind die meisten Astronomen halb-taub und hören erst recht keine deutschen Schlager von Volksmusik-Milchbubies). Und dem unbedarften Forscher kam in aller Verwunderung noch eine letzte Frage in den Sinn: Warum zeichnete sich eine signifikante Gruppe am Runden Tisch zu dieser bleichgesichtigen Jahreszeit durch eine erstaunlich gesunde Gesichtsfarbe aus? Gab’s in den Borsighallen Gesichttoaster im 10er-Pack billiger?

Als des Rätsels Lösung wurde in einer Interimsauswertung der wohlbekannte Lockruf des Taubes identifiziert. Hierbei handelt es sich nicht um eine grammatikalisch inkorrekte Version eines ornithologischen Balzgesangs, sondern vielmehr um die kurze und knappe Darstellung "Ski und Rodel gut", die gut geskypt für wahre Hochstimmung sorgt. (Für alle, die mit den IT-Neologismen nicht so sehr vertraut sind: Skype ist das bekannteste VoIP-Programm. Immer noch Bahnhof und Bratkartoffeln? Also gut: VoIP heißt telefonieren über das Internet. Will sagen, wir brüllen ein Spinnennetz an und hoffen, dass die Tante in Australien Ihr Ohr gerade an einer Tarantel hat und uns versteht. Hört sich bescheuert an und sieht auch bescheuert aus, wenn man den Kollegen betrachtet, wie er seinen Computermonitor anbrüllt, dabei fast in diesen hineinkriecht und ein bis zur Unkenntlichkeit verschwommenes Bild in der Größe einer Briefmarke seinen Gegenübers verzückt betrachtet. Aber es klappt, irgendwie jedenfalls.)

Der Forschungsgruppe war es eigentlich auch egal, wie immer also die Jugend des TSC mit Netzen kommuniziert. Wichtig war ja bekanntermaßen nur, was hinten rauskommt und das hieß Anfang Februar: "Ja, Schnee ist da, zwar nicht viel, aber zum Skilaufen reichts!". Damit war ein Forschungsauftrag geboren und los ging’s. Christian und Ingrid, Moni und Peter, Gerlinde und Bruder Günther (nein, wir brauchten keinen TSC-Geistlichen, der uns auf die nur allzu schnell verlassenen Pfade des züchtigen Lebens zurückführen musste, vielmehr handelte es sich tatsächlich um genetische Verwandtschaft), Bobby und Heike, sowie Kai und Jessi brachen nach Werfenweng auf, um sich im Down-Hill Forschungszentrum "Barbara-Hof" direkt am Laden, in dem Sven Taube (Entdecker des nach ihm benannten Lockrufs) und Christian Ladewig ihren Dienst versehen, einzumieten. Ja, Schnee war nicht viel, wie Kai und Jessi schon der Fahrt vom Flughafen Salzburg ins Skiressort feststellen konnten und Sven, der sie dankenswerter Weise abholte, versprach weiterhin hohe Temperaturen und somit durchaus ungünstige Lebensbedingungen für den gemeinen Schneekristall. Hoffentlich würden diese Bedingungen das Forschungsprojekt nicht gefährden.

Am Berg angekommen wurde schnell in der Pension eingecheckt, denn das Wetter war bombig: Ein strahlend blauer Himmel mit einem großen gelben Zentralgestirn, welches immer noch "Sonne" und nicht "Monika" oder ähnlich hieß, lockte auf den Berg. Schnell waren die Koffer auf dem Zimmer, man schlüpfte in den Schneeanzug, die dicken Socken und die Sonnenbrille. Dann ging es zu Christian und Sven, die in aller Eile Skier und Stöcke verliehen und ab auf den Berg. Für Kai und Jessi war es das erste Mal, nein, in Werfenweng, natürlich und so war es gar nicht schlecht, dass Moni und Peter den Führer machten. Ingrid erwartete die Neuankömmlinge an der Bergstation in der Sonne. Doch schon nach kurzer Begrüßung lockten die gut präparierten Pisten und so wurden die ersten Schwünge Richtung Ladenberghang geprobt. Obwohl für Jessi und Kai die letzten alpinen Erlebnisse schon ein paar Tage, bzw. Jahre, her waren, klappte es noch recht gut. Die Sonne und der schöne Schnee trugen ihr übriges dazu bei. Am Ladenberg-Lift angekommen, war das TSC-Team komplett. Zusätzlich waren auch Hilmar und seine Tochter Marie dabei, was eine riesige Menge Spaß bedeutete.

Um vier wurde der Berg von den meisten per Talabfahrt verlassen und die ersten Forschungsergebnisse konnten im Salettel und im Lift-Stübel ausgiebig diskutiert werden.
Der nächste Tag begrüßte die Truppe mit Nebel und tief hängenden Wolken. Und so entschlossen sich die meisten, nach Bischofshofen zum Shoppen (äh, natürlich rein wissenschaftlich, versteht sich) zu fahren. Jessi und Kai jedoch waren unermüdlich und fuhren frohgemut hinauf. Dort traf man sich mit Hilmar und Marie und genoss die relative Leere am Lift. Gegen Mittag klarte das Wetter auf und der schon bekannte blaue Himmel kehrte zurück. Am Abend wartete ein besonderes Highlight: Sven nahm uns mit zum Nachtskilaufen in Flachau. Auf dem breiten und hervorragend präparierten Haushang erleuchteten riesige Flutlichter den Schnee und machten die Abfahrten zu einem wahren Genuss. Leicht abgekämpft trafen wir uns anschließen wieder im Liftstübel, wo Moni sich den alkoholgeschwängerten Annäherungen eines beschildkröteten Einheimischen in Skischuhen humorvoll zu widersetzen wusste. Aber so was wirft eine Forscherin von Rang ja nicht um.

Freitagmorgen weckte der immer noch blaue Himmel und das sonore Lärmen der Schneekanonen die Recken. Nach einem schnellen Frühstück ging es auf den Berg. Hilmar und Marie waren inzwischen leider wieder abgereist, doch Mario, Judith und Hanna versprachen Ersatz. Talabfahrten und Liftpassagen wechselten sich ab. Dazu konnte hervorragend in den Liegestühlen vor dem Jagaschirm gechillt werden, was an diesem und den folgenden Tagen insbesondere von Heike und Gerlinde genutzt wurde und was einen maßgeblichen Beitrag zu deren wundervollen Gesichtsfarbe leistete. Am Abend gab es einen besonderen Event im Lift-Stübel: Karaoke! Und Jessi mittendrin. Während der erste Song noch vor fast leeren Bänken erfolgte, wurde der zweite im vollen Saal zu einem großen Erfolg. Diese interdiziplinären Herausforderungen sind ja auf jeder Exkursion das Salz in der Suppe.

Der bekannte blaue Himmel am Samstag sorgte für die ersten sonnenverbrannten Nasen und Stirnpartien. Skilaufen ist wirklich schön und bei diesem Wetter ganz besonders. Das Vergnügen bleib uns auch am Sonntag, auch wenn Hanna das Urlaubsende für Familie Boldt sehr bedauerte. Viel lieber wäre sie noch weiter im Schuss den Steilhang der Talbafahrt hinuntergebraust und hätte Kai dabei gerne mitgenommen. Doch der wusste nur zu gut, dass er weder das Tempo noch den Kurs des kleinen Wirbelwindes in irgendeiner Weise kopieren noch den absonderlich off-road Wegen folgen könnte und wählte somit mit Rücksicht auf heile Knochen den konventionellen und eher konservativ langsamen Weg bergab. Am Abend traf man sich wie immer im Salettel. Ingrid und Günther warteten schon auf die Talfahrer. Nach ein paar Begrüßungsdrinks war die Stimmung so ausgelassen, dass es Ingrid nicht mehr auf dem Stuhl hielt. Sie legte sämtliche Hemmungen ab und erklomm den Korb über der Bar, um der staunenden und johlenden Masse eine Tanzeinlage an der Stange zu bieten. Ingrid rules!

Nach einem strahlen blauen Montag standen die Skifahrer am Schirm der Bergstation und bewunderten die Gleitschirmflieger, die zahlreich das perfekte Wetter und die Aufwinde am Hang nutzten. Peter, der Chef der Flieger, stand bei Jessi und Kai und plötzlich stand fest, dass das Forschungsprogramm sicherlich durch einen Übersichtsartikel an Gewicht gewinnen würde. Als wahre Entdeckerin erklärte sich Jessi sofort bereit, diesen Teil der Untersuchungen durchzuführen. Sie fliegt mit dem Schirm ins Tal. Ski-Schuhe wurden gegen feste Boots getauscht, rein in den Overall und ab ging’s. Kai nahm schweren Herzens Abschied von seiner noch nicht ganz Frau, wusste er doch wohl, dass er sie in die sichere Obhut eines erfahrenen Piloten gegeben hatte. Aber ganz wohl war ihm nicht. Als er jedoch Jessi wieder traf und in ihre begeistert glücklichen Augen schaute, ahnte er, wie wundervoll dieser Flug über das Werfener Tal im blauen Himmel gewesen sein musste. Die vielen Videos, die Jessi gedreht hatte, bestätigten dieses. Wundervolles Forschungsmaterial!

Dienstag war Fasching und auf der Piste tummelten sich bei erneut blauem Himmel gar viele wunderliche Gestalten. Indianer und Esel, Sträflinge und kleine Cowboys. Und ähnlich lustig wie oben ging es dann natürlich auch am Abend im Salettel zu. Manch einer schwänzte das Abendbrot und tanzte bis spät in die Nacht auf den Bänken. Eine bombige Fete! Inzwischen war auch Mario Taube angekommen und stand seinem Bruder beim Feiern bei.

Und Mario war auch die Hauptperson des Mittwochs, da sein Geburtstag gefeiert werden musste. Das wurde auch so ausgiebig gemacht, dass am Donnerstag manch einer erst spät auf der Piste war. Es war der letzte Tag und ein ganz besonderer dazu. Kai und Christian machten an diesem Morgen ihre letzte Trainingslagereinheit. So nannten die beiden die zwei bis drei Talabfahrten, die sie gleich nach einem frühen Frühstück absolvierten, bevor die übrigen sich auf der Piste tummelten. Doch das machte den Tag nicht besonders, vielmehr war es Jessis Geburtstag und auch dieser wurde ordentlich gefeiert. Die von den Kameraden geschenkten Schuhe wurden bei einer Tanzeinlage auf dem Tisch des Lift-Stübel ausgiebig getestet. Dieser letzte Abend ließ die TSCer mit einem lachenden und weinenden Auge ins Bett gehen. Es waren 10 wundervolle Tage auf der Piste mit bestem Wetter und hohem Erholungsfaktor.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich, Ihnen somit bekannt geben zu können, dass die Untersuchungen der TSC Outdoor Forschungsgruppe "Down-Hill" zu einem abschließenden Ergebnis gekommen ist. Nach ausgiebigen und 10 Tage andauernden Test und Experimenten kommen wir zu dem Schluss: "Draußen ist geil!"
Sven, Christian, nochmals ganz vielen Dank für Eure Gastfreundschaft. Wir kommen wieder, ganz bestimmt.

Kai Jürgens