TEGELER SEGEL-CLUB e.V.
Segeln seit 1901 im Norden Berlins
tsc stander

So manch einer mag sich ja wundern. Es ist stumm im Internet. Keine neuen Berichte, keine neuen Artikel. Nichts zu hören oder zu sehen von Kamerad Jürgens, der doch ansonsten mit seiner Schreibwut zu manch schmunzelnden Minuten aufgerufen hatte. Sicher, dieser Zustand kann viele Ursachen haben.
 
Vielleicht ist der werte Herr Bräutigam in Spe zu sehr mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt, als dass er es schaffen könnte, ein paar Zeilen zu schreiben. Nun, sicher, die Zeit der Vermählung rückt näher und inzwischen ist mann dann auch am Kräfte sammeln. Doch insgesamt kommen die Vorbereitungen sehr gut voran.

Lediglich die üblichen Kleinigkeiten, so denn die Frage nach dem richtigen (weiblichen) Schuhwerk, der passenden (weiblichen) Frisur oder dem nicht minder wichtigen (weiblichen) Blumenschmuck ist noch Gegenstand der abendlichen Plenarsitzungen im Hause Jürgens & baldJürgens. Man sollte daher annehmen, dass der Jürgens  zwischen Plaston und Lloyds-Shuhen noch Zeit findet, sich um die lesehungrigen TSCer zu kümmern.

Aber vielleicht ist der werte Herr Doktor beruflich stark eingespannt. Man mag ja aufgrund der neuen Herren in den Schaltzentralen der Macht in der Müllerstraße im Wedding denken, dass man arme kleine Pillendreher ganz besonders ran nimmt. Und das ist auch so! Ja, sicher! Ganz bestimmt! Nur eigenartig, dass an manchem Freitag, der weiße Laser schon um 16 Uhr die TSC-Pier verlässt und zu großer Fahrt und bauchmuskelschädigendem Gleiten hinter Hasselwerder aufbricht.
 
Nun ja, dann ist wohl nichts los im TSC. Der Club ist zur Ruhe gekommen, alle Themen sind am Runden Tisch schon mindestens 100 Mal diskutiert und jeder hat alles gesagt, was er gerne dazu beitragen möchte. OK, auch das wird es geben. Aber nicht in diesem Universum. Es ist schön, dass sich die bekannten Fachleute für theoretische, nicht-angewandte Physik, Stephen Hawkins und Roger Penrose in einer ihrer letzten gemeinsamen Veröffentlichungen über die moderne Quantentheorie der Gravitation über solche Möglichkeiten ausgelassen haben. Sie gehen dabei als Basis davon aus, dass es aufgrund der Heisenbergschen Unschärferelation nicht möglich sei, den genauen Standort eines Objektes und gleichzeitig seine Geschwindigkeit zu bestimmen. Dabei meinten Sie sicher nicht, dass man nicht mehr weiß, wo sein Bier steht. Dieses hat wohl eher mit mangelnder Alkoholdehydrogenase und der daraus folgenden partiellen Lähmung von Gehirnvitalfunktionen zu tun. Auch, dass Herr Girle die Biere so schnell ausliefert, dass seine Bewegungen mit dem Hintergrund zu verschwimmen scheinen und man daher lieber die Augen schließt und sie dann wieder erfreut öffnet, wenn man vom edlen Spender ein freundlich weckendes "Prost" hört, ist nicht gemeint. Wendet man vielmehr die Unschärferelation auf den Moment des Urknalls an, so stellt man fest, dass man diesen nur unzureichend bestimmen kann. Paart man diese unscharfe Situation dann noch mit gepaart mit Feynman's Pfadintegraltheorie, so ergibt sich die theoretische Möglichkeit, dass sich aus dem Urknall beliebig viele, will sagen alle möglichen, Universen entwickeln, jedes mit seiner eigenen Wahrscheinlichkeit. So mag es auch das eine geben, in dem alle liegen gelassenen Regenschirme in Trauer ob der entgegengebrachten Missachtung, sich schamvoll auf einen eigenen Planeten zurückgezogen haben. Auf eben diesem Planeten der Regenschirme treffen sie sich und lamentieren über ihr Schicksal. Wahrscheinlich ist es ein Wüstenplanet. Aber ich schweife ab. Gemäß der ausgeführten Theorien, wird es auch ein Universum geben, in dem es im TSC langweilig wird und es keinen Gesprächsstoff mehr gibt. Doch, wie gesagt, jedes Universum, das möglich ist, existiert, jedes mit seiner Wahrscheinlichkeit. Und die ist für einen stillen TSC etwa so groß wie für den schwachsinnigen Regenschirmplaneten. Nein, Piraten-Optis, zerfetze Finns und der neue Hafenmeister von Ystadt, all das hält den Club zusammen und auf Trab.

Was führt nun dazu, dass Kai nicht mehr schreibt? Er hängt, wie nicht anders zu erwarten war, am Rechner. Und zwar für die Wetterstation. Wie dem geneigten Leser aufgefallen ist, hat sich im Design des Webauftritts der Wetterstation einiges getan. Die Windanzeige überzeugt mit zwei Y-Achsen, auf der einen ist die Geschwindigkeit in km/h und auf der anderen (nicht-linear!) in Beaufort angegeben. Was sich so trivial anhört, erforderte jedoch den ganzen Kerl, der (dank Chappi und einiger sehr hilfreichen Foren im Internet) die zweite Achse JFreeChart abluchste. Ebenso wurde ein riesiges Problem bei Sonnenscheindauer und Regenmenge geradezu salomonisch gelöst: Der eine möchte in einer solchen Grafik sehen, wie sich der Regen und die Sonne über den Tag verteilt. Kleine Balken, ein Stündchen breit und in der Höhe entsprechend Regen- bzw. Sonnenmenge, das ist doch nett. Der nächste wäre eher in einer Darstellung interessiert, auf der man die Regen- und Sonnenmengen der letzten Tage aufsummiert ablesen kann. Für den armen Programmierer war es besonders schlimm, wollte er doch beides. Ganz im Sinne von Goethes Faust brach er eines ums andere Mal flehendlich über der Tastatur zusammen und rief alle Parallel-Universen (beziehungsweise zumindest die, in denen Ohren eine gewisse Wahrscheinlichkeit haben) an: "Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust!". Erst als er beide Grafiken, die differentielle (Stundenbalken) und die kumulative (ansteigende Linie), in einer Grafik realisieren konnte, war wieder an einen geregelten Schlafrhythmus zu denken. Um dieses hohe Ziel jedoch zu erreichen, war es nötig, die gesamte interne Datenaufbereitung zu reformieren. Dabei konnte gleich einiges an evolutionärem Programmschrott entsorgt werden. Diese Zeilen entstehen, wenn sich ein Programm entwickelt. Man mag das mit der Menge von Make-Up Gegenständen auf der Ablage unter dem Badezimmerspiegel vergleichen. In der langfristigen Entwicklung des morgendlichen Make-Ups bleibt es nicht aus, dass veraltete Fragmente, also nicht mehr aktuelle Tiegelein, sich auf der Ablage ansammeln. Irgendwann ist diese voll, bricht ab, oder lässt zumindest keine hyper-hylaruon-mega-pearls-pigment-super-kaschee-Tube mehr rauf. Dann ist es höchste Zeit einmal durchzuforsten und so den Super-Make-Up-Gau zu vermeiden. Ebenso verhält es sich mit einem Wetterauswerte-Programm, wenn auch nicht so früh morgens.

Nach also der kompletten Reorganisation der inneren Programmstrukturen, waren also zwei Grafiken verfügbar, was bei den meisten Zuhörern am Runden Tisch nur gelinde Verwunderung hervorrief, denn schließlich sollte eine so kleine Veränderung kaum Mühen gekostet haben, doch dem ist wahrlich nicht so. Man denke nur ans Segeln: kleine Veränderungen haben oftmals eine große Wirkung. Etwas mehr links und schwupps schon Land gekauft.

In diesem Sinne wünsche ich Schönes Wetter und ein nettes Universum!

Kai Jürgens

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