Jedes Jahr im Juli startet im Rahmen der Warnemünder Woche die Langstreckenregatta "Rund Bornholm", an der im letzten Jahr zum ersten Mal eine TSC-Mannschaft teilgenommen hat. Die Regatta ist eigentlich schnell beschrieben: Start in Warmemünde, Rundung von Bornholm in beliebiger Richtung und Ziel wieder in Warnemünde. Die kürzeste Strecke sind ca. 270 sm. Klingt relativ einfach, bietet aber je nach Wetter doch einige Möglichkeiten und wie wir nun zum zweiten Mal erfahren haben, ganz andere Anforderungen als das bisher bekannte Regattasegeln.
Zur Vorgeschichte: Im letzten Jahr sind wir zu sechst mit Haukes X102 gesegelt, lange Vorbereitungen, Überführungstörn und letztendlich die erfolgreiche Regattateilnahme bei sicherlich nicht optimalen Bedingungen. Vor allem der Rückweg von Bornholm mit ca. 100 sm Kreuz gegen 5-6 Bft. hatte es in sich und gehörte für uns alle sicherlich zu dem anstrengendsten, was wir seglerisch unternommen haben. Aber wir hatten Blut geleckt und einiges über Wachsystem, Schlafen und Verpflegung gelernt, so dass wir Ende 2008 die Teilnahme für dieses Jahr planten!
Diesmal sollte es allerdings ein Charterschiff sein. Zum einen stand kein passendes eigenes Schiff zur Verfügung und zum anderen wollten wir uns mehr auf die Regatta als auf Überführung, Liegeplätze etc. konzentrieren. Als Charterschiff wurde in Stralsund eine Salona 37 Race gefunden, die Mannschaft bestand zur Hälfte aus den Teilnehmern des letzten Jahres (Flo, Gralf, Nicki) und zur anderen Hälfte aus neuen Leuten (Micha, Marc, Lenni).
Die Planung war auch ohne Überführung des Schiffes an die Ostsee umfangreich: Es wurden Aufgaben verteilt für Ausrüstung, Technik, Verpflegung, Wetter, Taktik, Wachsystem etc., so dass wir gut vorbereitet Anfang Juli das Schiff in Stralsund übernehmen konnten. Allerdings erst zu viert (Gralf, Nicki, Marc, Lenni) und auch noch mit einigen Überraschungen, da das Schiff nicht in allem dem entsprach, wie es angeboten und für die Regatta erhofft war. So starteten wir also am Wochenende vor der Regatta zur Überführung von Stralsund nach Warnmünde. Die erste Hälfte der ca. 60 sm bei totaler Flaute, die zweite Hälfte bei schönem Wind, so dass wir uns an das Schiff gewöhnen konnten. Am Sonntag vor der Regatta war dann noch mal segeln vor Warnmünde angesagt, am Montag dann endlich mit kompletter Mannschaft das Schiff vorbereiten, packen und ausruhen.
Am Dienstag ging es dann endlich los! Start war in mehreren Gruppen im Warnmünder Seekanal, wir waren um 09.30 Uhr dran. Die Wetterprognosen, die wir schon lange vor der Regatta verfolgt hatten, sahen überwiegend südwestliche Winde voraus, zum Start eher schwach und ab ca. der Hälfte deutlich auffrischend. So begann dann auch der Hinweg mit überwiegend leichten Winden von achtern mit zu kleiner Fock und einigen Improvisationsversuchen, aus dem Gennaker einen Spinnaker zu machen. Insgesamt wählten wir mit relativ großem Abstand zum Darß einen wahrscheinlich günstigen Kurs, so dass wir zwar wenig aber immerhin halbwegs konstanten Wind hatten. Nach den auch zwischenzeitlich regelmäßig aktualisierten Wettervorhersagen entschieden wir uns für die Rundung gegen den Uhrzeigersinn. Der erste Tag und die erste Nacht liefen, unterbrochen von einem Gewitter, relativ ruhig und mit sehr diszipliniert eingehaltenem Wachplan ab (Wache, tags 3 x 4 Stunden, nachts 4 x 3 Stunden). Am Mittwoch früh erreichen wir die Südspitze von Bornholm, das Wetter war grau und regnerisch aber leider zeitweise sehr schwach windig, so dass wir bis Mittwoch Nachmittag brauchten, um die Nordspitze von Bornholm zu erreichen. Und ab diesem Zeitpunkt setzte auch der vorhergesagte Südwestwind mit zunehmender Stärke ein, fast identische Bedingungen wie im letzten Jahr. Aber wir waren relativ fit und das Schiff ließ sich auch in Wind und Welle gut segeln. Der direkte Kurs nach Warnemünde: Süd-West, Windrichtung: Süd-West, also wieder denkbar ungünstig und auch noch angesagter Starkwind. Allerdings für die Nacht eine vorhergesagte Winddrehung nach West, so dass wir unseren Kurs von Bornholm entlang der schwedischen Südküste fortsetzten. Gegen 22.00 Uhr deutete sich die Winddrehung bereits an, so dass wir unseren Kurs Richtung Süden änderten. Gegen 01.30 Uhr hatten wir knapp die Hälfte der Strecke Richtung Rügen zurückgelegt, der Wind hatte auf 5-6 Bft. aufgefrischt und auf West gedreht, so dass wir zu diesem Zeitpunkt fast einen Anlieger zum Darß hatten. Trotz ca. 2 m Welle war das Schiff gut zu segeln, zwei Reffs im Großsegel, die Fock hatte für diesen Wind jetzt die richtige Größe und durch den zeitweise zwischen Gewitterwolken zu sehenden Vollmond war auch die Sicht nicht schlecht.
Doch leider ging die Regatta so nicht weiter. Nach dreieinhalb Stunden Kreuz in Richtung Süden bemerkten wir eine größere Menge Wasser, die im Vorschiff hin- und her schwappte. Nach dem Ausräumen des Vorschiffes (hier hatten wir alle Sachen untergebracht, die wir nicht unmittelbar für die Regatta brauchten) konnten wir allerdings keine Ursache für das Wasser finden, außer dass das Wasser irgendwo hinter der Vorschiffsverkleidung hervorkam, wenn das Schiff in die Welle eintauchte. Aber mit Lenzpumpen und Eimern bekamen wir den größten Teil immerhin aus dem Schiff und das nachlaufende Wasser war glücklicherweise nicht so viel, dass es nicht mit regelmäßigem Lenzen ging. Gerade als hier der erste Schreck überwunden war, gab es einen Knall und das Schothorn der Fock flatterte lose im Wind. Die Schot war in Ordnung, also erstmal einrollen. Bei der Inspektion des Vorschiffes von außen (keine einfache Aufgabe im Dunkeln) konnte Flo feststellen, dass das Schothorn kaputt und nicht auf die Schnelle zu reparieren war und der Ankerkasten voll Wasser war aber nicht richtig ablief. Von da kam dann das Wasser irgendwie ins Vorschiff.
Damit war die Regatta für uns beendet und wir segelten nur noch mit Groß und Motorunterstützung wieder einen etwas südlicheren Kurs in Richtung Hiddensee und dann direkt zurück nach Stralsund. Das dauerte ca. 9 Stunden bei weiter zunehmendem Wind (Böen bis 8 Bft und Wellen bis 3 m). Ab da war dann auch leider unser gutes Wachsystem durcheinander und mit der Müdigkeit und Nässe kam dann auch noch bei der Hälfte der Crew die Seekrankheit dazu.
Aber mit mehrmaligem Lenzen waren wir am Donnerstag Vormittag schließlich wieder in Stralsund, einen Tag früher als geplant und leider ohne die Regatta beendet zu haben. Die Suche nach dem Leck deutete auch bei genauer Betrachtung auf den Ankerkasten, dessen schlechten Ablauf und die mangelhafte Abdichtung zum Vorschiff hin. Im ersten Moment waren wir natürlich erleichtert, dass alles glimpflich ausgegangen ist, in den folgenden Tagen kam dazu natürlich auch die Enttäuschung, die Regatta wegen des Schiffes nach mehr als 200 sm und sicherlich guter Platzierung abbrechen zu müssen. Von den 14 Schiffen in unserer Gruppe kamen nur 5 ins Ziel, insgesamt musste die Hälfte der Teilnehmer das Rennen abbrechen.
Aber trotz allem: Wir haben auch dieses Mal wieder einiges gelernt und werden mit Sicherheit irgendwann wieder an den Start gehen! Und auch unsere Fast-Live-Übertragung der Positionen und damit die Möglichkeit unser Rennen im Internet zu verfolgen ist gut angekommen und lässt sich sicherlich ausbauen!
Nicolas Warzecha