Reif für die Insel
Ein wunderschöner Sonntag Mitte September 2009. Der Himmel ist strahlend blau, das Thermometer zeigt spätsommerliche 25°C. Kurz nach 13 Uhr wird auf der Terrasse des TSC ein erstes oder zweites gekühltes Getränk verzehrt und die Sonnenbrille geputzt. Entspannte Chill-Out-Stimmung mischt sich mit nicht minder entspannter Vorfreude als die Wettfahrtleiterin den Kinderwagen auf die Sonnenschirme zu schiebt. Was, nein wie würde sie es denn sagen? Das "Was" war ja klar, ein Blick auf den See und alles war gesagt. Aber das "Wie" ist in solchen Situationen immer spannend.
Jessi stand an der Treppe, sah auf den See und drehte sich leicht enttäuscht wieder ab. Es war Sonntag, die letzte, die 7. Clubwettfahrt stand an und kein Wind, nicht das leiseste Kräuseln, nicht ein Hauch. Der See war so glatt, dass man für eine Föhnwelle der Hinternhaare noch nicht mal einen Spiegel brauchte, einfach in die Auslage und los... Segeln geht so nicht. Aber wie sage ich es den begeisterten Kameraden. Da war es wieder das "Wie" und die segel-begeisterten, es kaum erwarten könnenden, die Segelhandschuhe schon gewachsten, die Schwimmwesten schon auspackenden, ja eben diese Kameraden blickten erwartungsfroh von ihrem Schirmchenstrohhalm bestückten Lang-Kühl-Getränk auf und spielten mit ihren verträumten Zehen an den nicht minder entspannten Flip-Flops. Das "Wie" würde interessant werden. Winne sprang helfend ein und rettete die Situation: "Wir fahren auf die Insel! ...unter Motor!" Sofort hellten sich die Gesichter der Caipirinha-Front auf: Insel, Strand, Baströckchen, gepflegte Bar, nette Musik, hübsche..., um dann zu schnell zu ernüchtern: Wo ist denn die Karibik auf dem Tegeler See? Fridhjof Haveleck war die Antwort des zweiten Vorsitzenden, man werde schon sehen. Nach etlichen Vorbereitungen, wie zum Beispiel Austrinken, Flip-Flops entsteinen, Austrinken, Shorts anziehen, Schiff aussuchen, Austrinken und schließlich an Bord gehen, legte eine kleine TSC Armada von 5 Schiffen ab Richtung Karibik á la Tegel, also Fridhjof Haveleck auf Valentinswerder. Kaum angelegt schien man die Strandjunkies erwartet zu haben. Extra, naja, nicht ganz extra, für uns war ein feiner Standsand angebaut worden auf dem man herrlich sitzen und sinnieren konnte. Und als die netten einheimischen Inselbewohner sich dann auch noch überaus gastfreundlich zeigten und für einen ungetrübten Getränkenachschub sorgten, freute sich der Tegeler Segeler, dass er nicht den Tegeler Flughafen und ein Holzklassensandwich gebucht hatte, sondern die Basthütte mit Baumstumpftisch. Die Sonne ging irgendwann irgendwo glutrot unter (was irgendwie keinen interessierte) und man verabschiedete sich aus der Fridhjof-Südsee, mit dem festen Vorsatz beim nächsten Wind-Loch wieder vorbeizuschauen.
Wolfgang, es war so schön bei Euch!
Kai Jürgens