Der 33. Preis der Malche – Die Traditionsregatta zeigt sich von allen Seiten
Das österlich bedingte Eiersuchen des Durchschnitts-TSCer fällt eigentlich immer ins Wasser. Muss es auch, denn Ostern ist schon seit eh und je Preis der Malche, in diesem Jahr zum 33. Mal. Eigentlich ist das ja schon Grund genug einen Schnaps zu nehmen, aber in diesem Jahr gab es noch ein paar Gründe mehr.
Zunächst ließ sich feststellen, dass die Wettfahrtleitung schon im Vorfeld der Regatta schlecht geschlafen hatte (was sich ja bekanntlich durch so einen Schnaps ebenfalls ändern ließe), weniger, weil man Angst vor den rabiaten Startgepflogenheiten der 420er hatte, sondern vielmehr, weil bis wenige Tage vor dem Event die Malche noch soviel Eis trug, dass man sich ernsthaft Gedanken machte, den Preis der Malche als Match-Race im DN-Schlitten auszutragen. Dann war das Eis zwar weg, und mit allgemeiner Anstrengung auch das Grundstück von überwinternden Schiffen und deren Schlafplätzen befreit und somit Regatta-klar, da fehlten die Meldungen. Lediglich 5 420er und etwa 10 Piraten hatten bis kurz vor Meldeschluss ihre Teilnahme zugesagt. Sollten wir also absagen und lieber über Ostern einen Schnaps auf die 33 nehmen? Nein, Tradition ist Tradition und den Schnaps trinken wir nach der Regatta! Und richtig, die Meldungen kamen und das nicht zu knapp. Mit 12 420er war das Feld zwar beträchtlich kleiner als im letzten Jahr, dafür wollten sich 27 Piraten vergleichen, was durchaus ein Zuwachs um 40% verglichen mit 2005 war.
So ging das Wettfahrtteam vergnügt an die Planung, als am Gründonnerstag gleich der nächste Grund zum Konsum von Hochprozentigem auftrat. Ein Feld von knapp 40 Booten mit nur einem Tonnenleger zu bedienen, ist schwierig, besonders wenn sich alle Wetterfrösche einig waren, dass es Wind geben würde. Wir hatten zwar das Vollplastikboot des SC Nixe (interner Name: „Der auf der Reisschüssel tanzt“. Nein, ganz ehrlich: Zum Tonnenlegen ist es super geeignet, auch wenn es etwas kippelig ist. Nochmals schönen Dank an die Kameraden vom Nixe!), aber ein zweiter schneller Tonnenleger und somit ein zweites Sicherungsboot war dringend erforderlich. Leider stand uns das Bezirksboot nicht zur Verfügung, weil sich dessen Motorreparatur verzögerte, doch schnell war Ersatz beim BYC gefunden. Also, rein ins Auto ab an den Wannsee, ran den Hänger, zurück und ab ins Wasser damit. Sprit? Ist drin! Benzinhahn? Auf! Trimmklappen? Motor ist unten! Zündung? Klar! Starten? Motor läuft! Rückwärts? Geht rückwärts! Kurve? Lenkung klemmt! Was? Sie klemmt, sie klemmt, sie klemmt!! Vorsicht! Der Steg...! Nun ja, über Winter war das Lenkgestänge des Bootes eingerostet und ließ sich auch nicht mehr lösen. Dem Obmann und dem Hafenmeister des BYC war diese Tatsache so unangenehm, dass sie es sich nehmen ließen, am folgenden Freitag persönlich nach Tegel zu fahren und uns das Boot zu tauschen. Eine sehr noble Geste, wie ich finde!
Pünktlich am Karfreitag um elf Uhr liefen somit das Startschiff (Bommels Brommel), die Huddel, zwei schnelle Tonnenleger und Peter Bergers Zielschiff aus. Das Feld der Teilnehmer reihte sich dahinter und freute sich über schönen Wind auf dem See. Schnell zauberte Jessi Berger ein großes Dreieck auf den See, wobei der konstante Westwind um die 3-4 Bft die Arbeit erleichterte. Doch schon kamen dicke, dunkle Wolken über den Tegeler Forst gezogen und die Böenkragen versprachen jede Menge Wind und nette Dreher. Der Start verlief erfolgreich und bald tummelten sich die Boote auf der Startkreuz, an Tonne 1 gab es manch nettes Manöver zu sehen. Ab auf den Halbwind, der Spi stand. Das Feld kam auf Tonne 2, Spi-Halse: „Ein Halsenmanöver bei moderatem Wind auf einer Jolle ist so zu gestalten, dass sofort nachdem das Heck durch den Wind gedreht hat, Gegenruder gelegt wird, um dem Impuls, der durch den schwingenden Baum induziert wird und in Drehrichtung des Bootes wirkt und die Drehung somit verstärkt, entgegenzuwirken.“ Diese Weisheit aus dem Grundlehrbuch für Jollensegler, befand sich besonders bei einigen 420er Segler noch im Winterschlaf, so dass einige Steuerleute von der Dynamik ihres Sportgerätes überrascht wurden und feststellen mussten, dass sich ihr Rigg eine Automatikwäsche im See zu Saisonbeginn gönnte. Der Wind nahm zu und die Böen waren tückisch. Auch so mancher Piratensegler musste erleben, wie er auf dem Weg zu Tonne 3 mit Drehern um mehrere 10 Grad und einem entsprechend störrisch auswehenden Spinacker fertig werden sollte. Sonnenschüße waren reichlich zu beobachten. Und bald war der Spi-kurs von bis zu vier kielobentreibenden Booten gesäumt. Am Ende der 5 Runden dauernden Wettfahrt, kamen somit auch nur gut die Hälfe der 420er ins Ziel, bei den Piraten gab es auch einige Ausfälle. Die Wettfahrtleitung reagierte und schickte alle Segler unter die warme Dusche, was sicherlich die beste Alternative war. Insgesamt verliefen die missglückten Manöver bis auf eine Ausnahme glimpflich. Sascha Schröter jedoch verletzte sich beim Aufrichtversuch seines Piraten so stark an der Hand, dass er ärztlicher Hilfe bedurfte und die Regatta nicht beenden konnte. Gute Besserung, Sascha! In diesem Zusammenhang sei die bravouröse Hilfeleistung von DLRG und ASB erwähnt, die mit 7 Schiffen auf dem Wasser waren und umsichtig und schnell vor Ort waren. Das Sommertraining zahlte sich aus! Herzlichen Dank an die Taucher, die bei 4.5°C ins Wasser gingen!
Für Samstag war weniger Wind angesagt, und so kam es dann auch. Strahlender Sonnenschein, gemütliche Schäfchenwolken und kaum Wind. Die erste Wettfahrt war ein abgekürzter Up-and-Down, der von den Seglern taktisches Vermögen und eine ausgesprochene Schiffsbeherrschung beim Flautensegeln verlangte. Über Mittag ließ der Wind weiter nach, so dass sich die zweite Wettfahrt zur Tour de Sonnenbrand entwickelte. Müde flappten die Spis und folgerichtig wurde die Wettfahrt abgebrochen. Die Segler dümpelten am Startschiff und verströmten den betörenden Duft von Schweiß in Trockenanzug. Manche Stirn verfärbte sich zu einer Backbordbegrenzung mit Hautkrebsrisiko. Derweil suchte die Wettfahrtleitung vor Saatwinkel nach Wind. Es war ja schließlich Ostern, vielleicht fand man ja welchen. Doch leider hatte der Osterhase noch nicht mal Liköreier versteckt und so wurde nach einer entspannten Dümpelstunde das Feld in die verdiente After-Sonnenbrand-Party entlassen. Wenigsten bei der ging es windig zu. Mit einer großen Grille und einem tollen Buffet, dass selbst dem Schweizer Gaumen keine Wünsche offen ließ, wurde dann endlich auch der Schnaps auf die 33 geleert.
Sonntag morgen begrüßte uns mit grauem Wetter und leichten 2 Bft aus SO. Die Wettfahrtleitung hatte großes vor und wollte noch drei Wettfahrten segeln, um den Seglern ein Streichergebnis zu ermöglichen. Es wurde ein Dreieck gelegt und los ging’s. Nach zehn Minuten waren die Piraten schon über die Kreuz und kämpften um die besten Plätze an Tonne 1. Es gab geschickte Manöver und gute Seemannschaft zu bewundern. Die 420er waren ehrgeizig und provozierten in jugendlichem Eifer Fehlstarts, so dass Jessi sie mit einem Black-Flag-Start zur Räson zwingen musste. Nach einem abgekürzten Kurs wurde das Dreieck an den leicht gedrehten Wind angepasst und die Segler erneut losgeschickt. Es war ein packendes Rennen mit vielen Positionswechseln und spannenden Tonnenmanövern. Kurz vor zwei Uhr ging der letzte ins Ziel und war gleich wieder auf dem Weg zum Start, denn die dritte und letzte Wettfahrt sollte noch gefahren werden. Der Start der Piraten glückte und das Feld verteilte sich schnell auf der Startkreuz. Mit etwas Glück und Revierkenntnis konnte man sich gut nach vorne fahren, doch der Tegeler See hat auch seine Tücken und der Wind legte noch etwas zu, so dass es noch mal richtig „würfelte“. Die Heißsporne auf 4.20m starteten kurz vor der letzten Starmöglichkeit um 14:30. Doch wieder ging das pupertäre Temperament mit einigen Adrenalinjunkies durch und erst der zweite Start schickte das Feld auf die Bahn. Der Wind brieste nochmals auf und manch ein Boot schoss unter Spi im Gleiten auf Tonne 3.
Nach 5 Wettfahrten, allen nur erdenklichen Wetterbedingungen und drei ereignisreichen Tagen, wurden die Preise vergeben. Passend zur Wassertemperatur gab es Thermosbecher. Sieger bei den Piraten waren Detlef Hegert und Karsten Engel (RSG53/BTB) vor Karsten „Butze“ Bredt und Simone Priess (HYC/WGSO) und Kalle und Gabi Wildt (TSC/SCF). Bei den 420er siegten Birthe Herziger und Britta Heil (JSC/TSC) vor Phillip Klatt und Max Martens (SVH/SCG) und Nikolas Honnef und Alexander Sidor (SVSt/SVH).
Die Wettfahrtleitung bedankt sich bei allen Teilnehmenern, Helfern und Unterstützern und nimmt jetzt endlich auch einen Schnaps auf den 33. Preis der Malche!
Kai Jürgens