Die Kieler Woche 2012 schließt für uns einen langen Zeitraum mit vielen Höhen, Tiefen und Neuanfängen ab. Seit dem Frühjahr 2011 sind wir fast ununterbrochen gesegelt. Trainingslager wurden nur durch Regatten unterbrochen und wir waren nie mehr als drei Wochen am Stück zu Hause – meistens sogar weniger. Wir haben die Olympiaqualifikation für London als Zweite zwar verloren, aber mit einem genialen 11. Platz bei der WM in Perth/Australien haben wir gezeigt was in uns steckt. Mit Platz 7 bestätigten wir diese Leistung bei der diesjährigen WM in Zadar/Kroatien. Es fühlt sich genial an, nun mit der „GER 7“ im Segel fahren zu dürfen: Wir segeln in der Spitze mit!
Das Finale dahoam.
Die Kieler Woche auf dem Revier unseres Trainingsstützpunkts ist zugleich das Finale der Worldcup Series 2011/2012. Unsere Zielsetzung war klar. Wir wollten Edelmetall. Gegen 33 andere Teams, davon 12 deutsche, würden wir uns durchsetzen müssen.
Zum Beginn der Regatta merkten wir schnell, dass wir unsere Stärken voll ausspielen, das Feld kontrollieren und auf Sieg segeln müssen, um unser Ziel zu erreichen. Das gelang uns mal mehr, mal weniger gut. Interessanterweise fuhren wir immer ein schlechteres Rennen, gefolgt von einem ersten Platz. Am ersten Tag fuhren wir die Plätze 8, 1, 7, 1. Dazu muss man sagen, dass es extrem spannende Rennen waren.
Sehr böiger Wind und sehr viel Wind sind keine gute Kombination. Auf eine Leichtwindkreuz folgte oft eine Hack-Vorwind. Man durfte nur nicht kentern. An der ersten Wendemarke lagen wir oft nur um Position 10, doch im Verlauf des Rennen holten wir einen nach dem anderen auf. Im dritten Rennen riss uns, in Führung liegend, das Trapez und wir mussten uns beide in eins einhaken. So fielen wir auf Position 7 zurück.
Im Infight mit den Olympiateilnehmern.
Auch an den darauf folgenden Tagen hatten wir viele verrückte Rennen. Doch wir schlugen uns immer gut. Unsere Gesamtposition variierte zwischen Platz 2 und 3. Auf Platz 1 lagen sehr konstant die deutschen Olympiastarter Schadewaldt/Baumann. Am letzten regulären Regattatag waren noch drei Rennen offen. Das erste wurde noch am früher Vormittag bei sehr wenig Wind ausgetragen. Wir hangelten uns sehr clever von Windfeld zu Windfeld und gewannen knapp. Der Abstand zum Ersten betrug jetzt nur noch 2 Punkte. Nach dem Rennen war der Wind eingeschlafen und wir hofften, dass es jetzt nur noch das finale Medalrace (doppelte Punktzahlen) geben würde. Dann müssten wir nämlich nur einen Platz vor dem Führenden sein, um insgesamt zu gewinnen.
Wir freuten uns schon. Doch dann frischte der Wind unerwartet auf und wir wurden noch einmal zu den fehlenden beiden Rennen aufs Wasser geschickt. Und in diesen Rennen lief gar nichts nach Plan. Vor dem ersten Rennen hatte sich das Gennakerfall im Vorsegel verhakt und wir mussten unser Boot kentern, um das Problem zu lösen. Wir kamen zu spät zum Start und konnten unsere Strategie nicht umsetzen. Im nächsten Rennen löste sich dann der Verbindungsschäkel vom Vorsegel. Wieder mussten wir das Boot absichtlich kentern – diesmal während des Rennens. Wir verloren dadurch soviel Zeit, dass wir letzte wurden. Gesamtplatzierung danach: 4. Nach diesem Tag waren wir beide total fertig und konnten nicht fassen wie es dazu kommen konnte.
Die Wiedergutmachung im Medalrace.
Unsere Ausgangsposition für das Medalrace war denkbar schlecht. Um den Dritten noch einzuholen mussten wir mindestens zwei Plätze davor ins Ziel kommen. Zudem war der Gesamt-Fünfte nur einen Punkt hinter uns. Wir mussten also einfach alles geben und hoffen, dass die anderen von sich aus schlecht segeln.
Wir gingen also eine Stunde vor dem Start aufs Wasser, fuhren den Regattakurs zig-mal ab, stellten das Boot perfekt auf die Bedingungen ein und beobachteten die Wettersituation genauestens. Wir starteten eher defensiv in der Mitte der Linie und setzten unsere Strategie wie geplant um. An der ersten Wendemarken waren wir bereits auf Platz 4 unsere direkten Gegner weit abgeschlagen. Danach verteidigten wir unsere Position ganz klassisch – bis zum Ziel. Danach war klar: Wir haben die Bronzemedaille gewonnen und unsere Freunde und Vereinskollegen aus dem Norddeutschen Regattaverein haben gewonnen! Was für ein Ergebnis. Wir sprangen einfach ins Wasser und schwammen zu deren Boot, um den beiden zu gratulieren. Das alleswurde auch von Helikopter aus aufgenommen und auf der Live-Bühne gezeigt. Das Publikum war wohl ebenso am jubeln, wie wir. Bei der Siegerehrung gab es dann noch die gebürtige Sektdusche.
Nach spannenden Rennen haben wir unser Ziel, die Top 3, erreicht und können nun den Rest der Kieler Woche in vollen Zügen genießen. Vielen Dank an alle Partner, Supporter, Freunde und Verwandte, die mitgefiebert und alle Daumen gedrückt haben.
Beste Grüße aus Kiel
Erik und Tomi