Liebe Freunde,
wir befinden uns gerade auf dem Rückweg vom zweiten Weltcup für dieses Jahr und wollen euch gerne von den durchaus prägenden Geschehnissen der vergangenen Wochen berichten.
Wie war es beim Weltcup?
Am Dienstag vor zwei Wochen haben wir uns von Palma de Mallorca auf den Weg ins beschauliche Hyères an der Côte d'Azur gemacht. Bis zum Beginn der Regatta waren noch fünf Tage Zeit, um sich auf dem Revier einzusegeln und ein paar Trainingsrennen mit der internationalen Konkurrenz zu fahren. Im Hafen war es sehr voll; 80 Männer und gut 40 Damenteams mussten Platz finden. Die Wartezeit bis zu Sliprampe, um das Boot ins Wasser lassen zu können betrug morgens fast 20 Minuten. Wir haben uns täglich für eine längere Trainingseinheit entschieden und uns erst gegen Mittag aufs Wasser begeben. So war dann auch mal Zeit für eine Wakeboard- oder Kitesession.
Unser Ziel für den Wettkampf war die Umsetzung der aus dem Weltcup auf Mallorca gelernten Erkenntnisse. Dort hatten wir bei Starkwind zu große Defizite in der Bootsbeherrschung und Feldtaktik. Unter dem Motto „It's easy, don't be dreamers" (Zitat Tytus Konarzewski, Nachwuchstrainer 49er) wollten wir in Hyeres feststellen, wie gut wir fahren, wenn wir einfache, aber rechtzeitige Entscheidungen treffen und uns Feldtaktisch eher defensiv verhalten. Am Start jedoch wollten wir uns immer an der besten Position durchsetzen, um strategisch gleich richtig unterwegs zu sein.
Klingt nach einem Plan dachten wir, starten offensiv ins erste Rennen der Qualifikationsserie und dann direkt: Disqualifikation. Das war besonders ärgerlich, weil wir in dem Rennen als erste über die Ziellinie gingen. Doch mit zwei weiteren guten Platzierungen waren wir wieder im Spiel.
Nach drei Tagen lagen wir im Goldfleet auf Platz 12. Wir waren immer sehr früh abgelegt, Erik hatte jeden Morgen unser Boot direkt an die Sliprampe gestellt, und das zahlte sich aus, weil wir dann viel Zeit hatten, um den Regattakurs genau zu beobachten. Auch am vierten Tag fuhren wir bei sehr wenig Wind den Kurs früh ab und waren uns beinahe sicher, dass die rechte Seite des Kurses bevorteilt sein würde. Naja, und dann haben wir den Plan eben durchgezogen: Zweimal rechts gestartet, zweimal gleich nach rechts ausgebrochen und im Ziel im Ziel einmal Erster einmal Zweiter. Hammer! Und das in der Goldflotte, wo nur noch die 25 Besten segeln. Zu doof, dass wir im dritten Rennen den Plan nicht korrekt angepasst haben, dann auch noch eine Penalty drehen mussten und im Ziel Vorletzte wurden. Sehr schade. Doch trotzdem lagen wir anschließen auf Gesamtrang 9.
Am letzten Tag ist dann ein wahres Desaster passiert. Kurz vor dem ersten Start, wir fahren gerade nach unserem ersten Testschlag auf dem Regattakurs zurück zum Start, stechen wir bei viel Wind mit dem Bug unerwartet in eine Welle. Unser 49er überschlägt sich nach vorn. Thomas landet am Bug und Erik kracht erst mit dem Fuß gegen die Bootskante und dann mit einem Knie in Thomas' Rücken. Wir schreien beide. Thomas bekommt kurz keine Luft mehr und Erik hat massive schmerzen mit Sprunggelenk. Wir versuchen unsere Vorstartroutine weiter zu verfolgen, sind aber so an unseren normalen Techniken gehindert, dass wir auch im Rennen einfach keinen Stich sehen. Wir fahren die Plätze 12 und 17 und kommen völlig erschöpft an Land. Dann die Ernüchterung: Wir sind insgesamt 11. von 80 und somit am letzten Regattatag, wenn die besten 10 Teams um die Medaillen kämpfen, nicht mehr dabei. Das ist also unser Gesamtergebnis vom Weltcup.
Was bedeutet das?
Im letzten Jahr sind wir bei den Weltcups in Mallorca 1. und in Hyères 8. geworden, dieses Jahr 8. und 11. Wir wissen, dass wir unsere Leistung schlechter aufs Wasser gebracht haben, dass aber auch das Niveau gestiegen ist. Dieses Jahr waren alle internationalen Topteams am Start - im letzten Jahr fehlten die aus Übersee. Wir sehen wir uns gut in der Weltspitze bestätigt. Trotzdem haben wieder Potentiale aufgedeckt, woran wir im Training arbeiten werden, um uns den Feinschliff in Richtung Europa- und Weltmeisterschaft zu geben.
Was steht jetzt an?
In dieser Woche arbeiten wir in Berlin beim Institut FES an unserem neuen 49er aus Neuseeland, welches wir zum Besten Boot der Welt machen wollen. Erster Regattaeinsatz wird Ende Mai beim Eurosaf Event in Medemblik/Holland sein.
Am kommenden Freitag ab 14 Uhr werden wir das neue Boot in unserem Heimatverein, dem Tegeler Segel-Club in Berlin taufen. Wir freuen uns auf jeden, der dabei ist!
Mit sportlichen Grüßen
Erik & Thomas
Fotos: © Ulf Sommerwerck