Viele Berliner nutzen das Wasser des Tegeler Sees. Wer Wassersport betreibt, nutzt das Wasser zum Segeln, Schwimmen etc.. Auch sehr viele Nicht-Wassersportler nutzen das Wasser und das nicht selten, sondern täglich, denn das Wasser aus dem heimischen Wasserhahn kann schon mal Tegeler See Wasser gewesen sein. Der Tegeler See ist aus Sicht der Trinkwasserversorgung für die Stadt Berlin ein sehr bedeutendes Gewässer.
Am Südufer des Sees befindet sich Berlins größtes Wasserwerk (Wasserwerk Tegel) mit einer maximale Förderleistung von 260.000 m3/Tag. Seit über 100 Jahren wird hier aus dem städtischen Grundwasser nach einer chemikalienfreien Aufbereitung Trinkwasser bereitgestellt. Das Grundwasser wird Brunnen entnommen, die ufernah zum See installiert sind (130 Brunnen, 30-60 m tief). Durch die ständige Entnahme von Grundwasser entsteht im Untergrund ein Sog, der dazu führt, dass das Tegeler See Wasser in den Untergrund infiltriert. Dieser Prozess wird als Uferfiltration bezeichnet. Durch die Uferfiltration wird das entnommene Grundwasser zumindest zum Teil wieder aufgefüllt/angereichert.
Das bedeutet aber auch, dass in den See eingetragene Substanzen das Grundwasser erreichen und dies nachteilig belasten können. Beispiele für Substanzen, die in den Tegeler See gelangen können sind: Nikotin (Zigarettenkippen), künstliche Süßstoffe (Acesulfam) in Getränken, die den menschlichen Körper via Urin verlassen, Reinigungsmittel, Antifouling, Frostschutzmittel, Benzin, Substanzen aus Sonnenschutzcremes und Anti-Mückensprays. Ob diese Substanzen dann bis ins Grundwasser gelangen, hängt von zahlreichen Prozessen ab, aber eine potentielle Gefährdung für das Trinkwasser kann nicht per se ausgeschlossen werden. Die Belastung des Sees sollte grundsätzlich vermieden werden, denn durch die zunehmende Trockenheit kann die Wassermenge im See wie auch der Grundwasserspiegel abnehmen, wodurch die Substanzen aufkonzentriert werden. Neben der Bedeutung für das Trinkwasser können die eingetragenen Substanzen negative Effekte auf die Lebewesen im See haben, aber das ist ein anderes Thema.
In diesem Zusammenhang soll hier auch noch erwähnt werden, dass ein bedeutender Zufluss des Tegeler Sees der Nordgraben ist. Der Nordgraben ist ein Kanal, der das gereinigte Abwasser vom Klärwerk Schönerlinde führt. Trotz der hohen Reinigungsleistung der Kläranlage ist seit ca. 15 Jahren bekannt, dass sehr gut wasserlösliche Verbindungen (Medikamente, Industriechemikalien, Genussstoffe) nicht entfernt werden und im See wie auch teilweise im Grundwasser nachweisbar sind. Auch die in den 80er Jahren errichtete Oberflächenwasseraufbereitungsanlage (OWA), die ursprünglich zur Nährstoff- bzw. Phosphateliminierung (PEA heute OWA) gebaut wurde, um Algenblüten zu vermeiden, kann diese Verbindungen nicht „zurückhalten“. Aus diesem Grund wird das Klärwerk Schönerlinde um eine 4. Reinigungsstufe erweitert.
Der Tegeler See ist somit ein schützenwertes Gewässer, damit die Trinkwasserversorgung gewährleistet ist und auch die Aufbereitung weiter chemikalienfrei erfolgen kann.
(TSC-Umweltgruppe, A. Putschew 26.04.2023)