TEGELER SEGEL-CLUB e.V.
Segeln seit 1901 im Norden Berlins
tsc stander

piratentaufe 2015 01Es ist da schon einiges zusammengekommen in der stillen Bucht des Tegeler Sees am 29. März. Die Protagonisten sind: ein Häuptling, ein Pirat, Neptun und sein Freund, Rasmus, der Schutzpatron der Seeleute. Während Neptun im althergebrachten Gewand erschien, hatte Rasmus, wohl wissend was der Tag noch bringen wird, so eine Kleidung zwischen Krankenschwester und Küchenchef gewählt, so interpretiere ich jedenfalls dessen Tracht. Grund für den Aufmarsch dieser honorigen Gesellschaft im TSC ist eine Taufe mit entsprechender Überprüfung der Seetauglichkeit. Getauft werden sollte ein Pirat. - Um Missverständnissen vorzubeugen: Es ist der einzige Beteiligte, der nicht aus Fleisch und Blut besteht, sondern laut Gebrauchsanweisung zum Segeln, zum Schnellsegeln konstruiert wurde. Namensgeber oder besser, stolzer Eigner, ist ein Häuptling, das Oberhaupt der Piraten-Klassenvereinigung, Karl-Hermann, Kalle, Wildt. Dazu dann noch eine Jungfrau bzw. eine junge Frau, die traditionell den Taufakt vollziehen soll sowie viele Taufzeugen, Schaulustige.

Doch vor der Taufe steht das Examen. Zunächst erhält der „Delinquent" so etwas Ähnliches wie einen Doktorhut - oder besser gesagt wie eine Piratenperücke und ein rein-weißes, unbeflecktes Leibchen.

piratentaufe 2015 02Dann ist er reif für den traditionellen Akt. Neptun beginnt die Seetauglichkeitsprüfung. Die Frage nach der Segelfläche seines Schiffes kennt natürlich der Kandidat. Dann sollte er ein bekanntes Seemannslied singen. Na, ja! Seine stimmliche Kompetenz reichte wohl den Juroren, wenngleich ich sagen muss, für die Rolle des Holländers in Wagners Oper reichte das nicht, allenfalls für den Matrosen-Chor. Die Frage, was ein „Parlay" sei, konnte er nicht beantworten. Da zog Neptun schon leicht indigniert die Augenbrauen hoch und ging zur letzten Aufgabe über: Er sollte zwei Ferrero Küsschen aus einer Schale mit Sahne holen, ohne die Hände zu benutzen. Das klappte nicht auf Anhieb, aber nicht jeder kann so galant sein wie der Rote Korsar. Das war's dann. Zum Abschluss sollte er ein kleines Glas mit einem traditionsreichen, seemännischen Getränk nach den Riten des TSC leeren. Beim Gurgeln des „Nordmann" verhaspelte er sich, was ihm wohl peinlich war.

Doch trotz der kleinen Unzulänglichkeiten - nobody is perfekt – hat Kalle das Examen bestanden und von Neptun die Seetüchtigkeit bescheinigt bekommen, um jetzt seinem Piraten den siegträchtigen Namen „Route 66" zu geben. Doch halt, das durfte er, wie bereits gesagt, natürlich nicht selbst. piratentaufe 2015 03Dazu ist ja extra die Jungfrau oder junge Frau, Nadine mit Namen, gekommen. Gekonnt und mit einer gewissen Art von Gracie öffnete sie die Pulle Sekt – denn das Zerschmettern am Kunststoffrumpf einer Rennjollen verbietet sich von selbst – schwenkte langsam den Flaschenhals über den blumengeschmückten Bug bis zum eigenen Hals und genoss, was nicht vergossen war. Fürwahr, hier ist wieder die Pragmatik der Piraten erkennbar. Und dann kam doch noch Rasmus zu Wort: Während der stolze Eigner (und auch seine ebenso stolze Miteignerin) die Glückwünsche und Geschenke der Taufzeugen und Schaulustigen entgegennahm, tobt sich Rasmus über dem See aus. Es rahmte und heulte ganz ordentlich, so dass die Probefahrt mit den Beteiligten und Gästen ausfallen muss. Dennoch, es war ein bewegender Spätvormittag und ein gutes Omen für eine erfolgreiche Regattaära.

Peter Reckmann

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