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- Geschrieben von: Peter Reckmann
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!
Johann Wolfgang von Goethe (in "Faust" I)
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- Geschrieben von: Peter Reckmann
Als Gedicht des Monats März habe ich die Ballade „Nis Randers" von Otto Ernst (Schmidt) gewählt. Das soll zu Beginn der Saison eine Hommage an die vielen ehrenamtlichen Seenotretter sein. Gleichzeitig verbinden sich damit Jugenderinnerungen bei mir. Wir haben die Ballade in der Schule gelernt. Doch beim Aufsagen stolperte ich über die schier unüberwindliche sprachliche Hürde: „Sagt's Mutter, 's ist Uwe!" Zum dritten ist Otto Ernst, wie er sich später nannte, Lehrer gewesen. Einer jener Lehrer, die nicht nur 26 oder 28 Stunden unterrichten.
Otto Ernst Schmidt lebte von 1862 - 1925 in Hamburg. Unterrichtete, war Schriftsteller, Bühnenautor und Gründer der „Literarischen Gesellschaft". In Groß-Flottbeck ist die Straße, in der er lebte und wirkte nach ihm benannt worden.
Nis Randers
Krachen und Heulen und berstende Nacht,
Dunkel und Flammen in rasender Jagd -
Ein Schrei durch die Brandung!
Und brennt der Himmel, so sieht man's gut.
Ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut;
Gleich holt sich's der Abgrund.
Nis Randers lugt - und ohne Hast
Spricht er: "Da hängt noch ein Mann im Mast;
Wir müssen ihn holen."
Da fasst ihn die Mutter: "Du steigst mir nicht ein:
Dich will ich behalten, du bliebst mir allein,
Ich will's, deine Mutter!
Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn;
Drei Jahre verschollen ist Uwe schon,
Mein Uwe, mein Uwe!"
Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach!
Er weist nach dem Wrack und spricht gemach:
"Und seine Mutter?"
Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs:
Hohes, hartes Friesengewächs;
Schon sausen die Ruder.
Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz!
Nun muss es zerschmettern ...! Nein, es blieb ganz ...!
Wie lange? Wie lange?
Mit feurigen Geißeln peitscht das Meer
Die menschenfressenden Rosse daher;
Sie schnauben und schäumen.
Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt!
Eins auf den Nacken des andern springt
Mit stampfenden Hufen!
Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt!
Was da? - Ein Boot, das landwärts hält -
Sie sind es! Sie kommen! - -
Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt...
Still - ruft da nicht einer? - Er schreit's durch die Hand:
"Sagt's Mutter, 's ist Uwe!"
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- Geschrieben von: Peter Reckmann
Der Bundespräsident, Joachim Gauck, hat dem Kommodore des Tegeler Segel-Club, Wulf Biel, das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Bei der Übergabe der Insignien am 8. März im TSC würdigte der Staatssekretär bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Herr Statzkowski, 25 Jahre nach der Wiedervereinigung, die besondere Leistung bei der Zusammenführung der beiden deutschen Seglerverbände. An der Feierstunde nahmen auch die Weggefährten der Ersten Tage, Georg Hornig und Prof. Dr. Jörg Glöde sowie der damalige Bürgermeister Reinickendorfs, MdB a.D., Detlef Dzembritzki, teil. Der Herr Staatssekretär Statzkowski hob ferner hervor, dass Wulf Biel sich über vierzig Jahre für die Belange des Segelsports eingesetzt und als Vorsitzender des TSC, des BSV-Bezirks Tegel und im Berliner Segler-Verband selbst Maßstäbe gesetzt hat. Nicht nur Wulf Biel kann Stolz auf die Erfolge zurückblicken sondern auch sein Club ist stolz auf seinen Kommodore.
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- Geschrieben von: Hans-Joachim Vopel
Was hat diese Uhr | mit dieser Uhr zu tun? | ||
Klar, die eine hängt in unserer Schifferstube und die andere im Tower zu London. Beide sind ein Symbol für eine leider längst vergangene Partnerschaft zwischen jugendlichen Sportlern aus Greenwich und Reinickendorf.
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- Geschrieben von: Peter Reckmann
Ich habe mich für „Godwin-Sand“ entschieden, weil es gerade zu der gerade laufenden Ausbildung zum SBF See passt. Zurzeit bewegen wir uns virtuell durch das Watt und die Mahlsände der Elbemündung. Zudem war, das ist für mich überraschend, Theodor Fontane kein Dichter des Nordens sondern eher in der Mark Brandenburg beheimatet.
Theodor Fontane:
Goodwin-Sand
Das sind die Bänke von Goodwin-Sand,
sie sind nicht Meer, sie sind nicht Land,
sie schieben sich, langsam, satt und schwer,
wie eine Schlange hin und her.
Und die Schiffe, die mit dem Sturm gerungen
und die schäumende Wut der Wellen bezwungen,
und die gefahren über die Welt,
unzertrümmert, unzerschellt,
sie sehen die Heimat, sie sehen das Ziel,
da schiebt sich die Schlange unter den Kiel
und ringelt Schiff und Mannschaft hinab,
zugleich ihr Tod, zugleich ihr Grab.
Die See ist still, die Ebb' ist nah,
Mastspitzen ragen hier und da,
und wo sie ragen in die Luft,
da sind es Kreuze über der Gruft;
ein Kirchhof ist’s, halb Meer, halb Land,-
das sind die Bänke von Goodwin-Sand.